Motto:
Der
Teufel ohne Anhang bliebe,
Hülfen
nicht die Seelendiebe;
Hunger
und verratene Liebe.
Mit eurer Seelenhohheit ihr
euch brüstet
Und schwört, daß ihr so tief
nie würdet fallen,
Obgleich ihr auf die Frage:
Wer von allen
Ist frei von Sünde? auch
erröten müßtet.
Hat nach verbotner Frucht euch
nie gelüstet,
Wenn ihr der Schlange Lockruf
hörtet schallen?
Seid ihr, wenn schneller eure
Pulse wallen,
Denn immer mit Unfehlbarkeit
gerüstet?
Oh, stündet ihr an
abgründlicher Stelle,
Wo bleich Verlassenheit und
Armut winken,
Wer weiß, ob eure Augen
blieben helle.
Ob noch so schwindelfrei sich
manche dünken,
Nicht sicher sind sie, daß auf
hoher Welle
Im Lebenssturm sie seekrank
niedersinken.
Ein Bild nahm meine Seele
jüngst gefangen:
Ein junger Römer, der im
Morgenstrahle
Nach hause schwankt von wüstem
Bacchanale,
Sieht eine Christenmaid am
Kreuze hangen.
Für ihren Heiland starb sie
ohne Bangen.
Ihm glüht in Scham das
Angesicht, das fahle;
Er nimmt den Kranz, der ihn
geschmückt beim Mahle,
Und läßt die Rosen ihr zu
Füßen prangen.
Wie jener Römer taumelt noch
und schwärmt
So mancher Jüngling bis zum
frühen Morgen
Im Arm der Lust, die flüchtig
ihn erwärmt.
Da kehrt er heim und sieht am
Kreuz der Sorgen
Die Mutterliebe bleich und
abgehärmt,
Und er bekehrt sich, still in
Scham verborgen.